|
Altes Land - Neue Liebe Zur Geschichte des größten zusammenhängenden Obstanbaugebiet Mitteleuropas |
![]() |
Das Alte Land ist ein
Teil der Elbmarsch südlich der Elbe in Hamburg und in Niedersachsen. Es umfasst die Gemeinde Jork, die Samtgemeinde Lühe und den Neu Wulmstorfer Ortsteil Rübke in Niedersachsen sowie die Hamburger Stadtteile Neuenfelde, Cranz und Francop. Mit einer Fläche von rund 14.300 Hektar Baumobst ist das Alte Land das größte zusammenhängende Obstanbaugebiet Mitteleuropas |
![]() |
Der Name Altes Land hat
nichts mit „alt“ zu tun, sondern weist auf die Besiedlungsgeschichte
hin. Auf Plattdeutsch heißt das Gebiet Olland (hochd. „Altland“). Dieser
Name geht auf die Kolonisierung durch niederländische Kolonisten zurück.
Als Begründer des Alten Landes gilt Priester Hendrik aus Jacobswoude,
dessen Wirken urkundlich belegt ist. Der erste Kolonisierungsvertrag,
datiert von 1113, wurde unter Erzbischof Friedrich I. von Bremen
abgeschlossen. Auch der Name der Altländer Gemeinde Hollern geht auf die
Holländer zurück. Das Alte Land verfügte seit dem Mittelalter über eine
Selbstverwaltung, zuletzt seit 1885 in Gestalt des preußischen
Landkreises Jork, der neben dem Alten Land auch die Stadt Buxtehude und
die Gemeinde Neuland umfasste. Die Auflösung des Landkreises 1932
bedeutete das Ende dieser Selbstverwaltung; der Teil westlich der Este
wurde dem Landkreis Stade, der östlich davon dem Landkreis Harburg
angeschlossen. Durch das Groß-Hamburg-Gesetz wurden 1937 die Gemeinden
Cranz, Neuenfelde und Francop Hamburg angegliedert und 1938
eingemeindet. 1972 wurden die Orte Hove und Moorende aus dem Landkreis
Harburg der Gemeinde Jork angeschlossen und gehören seitdem zum
Landkreis Stade. Als einziger Teil des Alten Landes verblieb die
Ortschaft Rübke – heute Teil der Gemeinde Neu Wulmstorf – beim Landkreis
Harburg. Seit 1993 erinnert ein Denkmal vor der St.-Martini-et-Nicolai-Kirche in Steinkirchen an Priester Hendrik, übersetzt Mönch Heinrich. |
![]() |
Im 17. Jahrhundert wurde
bereits auf 200 ha Obst angebaut. In der zweiten Hälfte des 19.
Jahrhunderts entwickelte sich der Obstbau zur dominierenden Nutzung im
Raum und beherrscht somit seit über 150 Jahren das Gebiet. Heute reifen
auf 10.700 ha Äpfel, Kirschen, Birnen usw. 77 Prozent der Obstbäume im
Obstbaugebiet Altes Land sind Äpfel und 12,7 Prozent Kirschen. Im gesamten Alten Land ist ein Brauch verbreitet: Um die weit verbreiteten Kirschbäume vor räuberischen Vögeln, hauptsächlich vor Staren (auf plattdeutsch Spreen) zu schützen, stellen die Landwirte in den Sommermonaten mit Propangas betriebene Knallapparate (auch Kirschböller, "Spreenkanone" oder Spreenhüter genannt) in die Obsthöfe. Diese ersetzten seit Ende der 1980-er Jahren nach und nach die bis dahin hauptsächlich verwendeten "Klappermühlen" (kleine Windmühlen an langen Stangen, die laute klappernde Geräusche von sich geben) und das Spreenhüten mit Handklappern und Rufen (verbreitet waren z.B. "Hoi hoi hoi"- und "Schu schu"-Rufe). Diese kanonenähnlichen Apparate verursachen Explosionen, die täglich bis zu 15 Stunden lang je nach Windrichtung kilometerweit zu hören sind. Heute wird diese Technik mehr und mehr von Vogelschutznetzen verdrängt, die kurz vor Beginn der Kirschenzeit über die Baumreihen gezogen werden. |
![]() |
Das Alte Land ist in drei
Meilen gegliedert, die Erste, Zweite und Dritte Meile. Diese Meilen
stellen Zonen entlang des Elbufers dar. Die Erste Meile, zwischen den
Flüssen Schwinge und Lühe, wurde zuerst eingedeicht und (um 1140)
besiedelt. Die Zweite Meile umfasst das östlich davon gelegene Gebiet
zwischen Lühe und Este, dessen Eindeichung Ende des 12. Jahrhunderts
abgeschlossen war. Die Eindeichung der Dritten Meile zwischen Este und
Süderelbe wurde erst Ende des 15. Jahrhunderts abgeschlossen, da das
Gebiet besonders stark durch Sturmfluten gefährdet und betroffen war. Schwerpunkt der Besiedlung sind die elbnahen Gebiete. Sie umfassen den fruchtbarsten Marschboden, während sich zur Geest hin ein Moorgürtel anschließt. Aufgrund der Fruchtbarkeit des Bodens bildete sich eine besondere bäuerliche Kultur aus. Die Dörfer sind Marschhufendörfer, bei denen die Höfe an der Straße liegen und das Land gleich hinter den Höfen beginnt. Kennzeichnend sind reich verzierte Bauernhäuser sowie insbesondere die typischen Prunkpforten. |